87:80-Sieg über ALBA II bringt 4. Platz (inkl. OV-Artikel und vom 24.11.08)

Die beliebten "sitting ovations" nach dem Abpfiff hatte sich die RASTA-Crew redlich verdient. ALBA Berlin II hatte dem fulminanten Schlußviertel der Vechtaer zu wenig entgegen zu setzen.

Mit 10:4 Punkten rangiert RASTA immer noch hinter Spitzenreiter ALBA Berlin II, allerdings halten die Albatrosse nur aufgrund der vielen absolvierten Spiele Position 2 (12:6) in der 1. Regionalliga. Der SSV Lok Bernau ist neuer Tabellenführer und hat erst ein Spiel verloren, Dritter ist momentan der SC Rist Wedel.

Im prall gefüllten RASTA-Dome hatten sich über 400 Gäste eingefunden und sie bekamen vom Start weg ein hochklassiges und spannendes Match zu sehen. Pazur, Grigisas und der Dreier von Hupe brachten die Rastaner bereits nach 2 Minuten mit 9:3 in Front, so dass ALBA-Coach Hendrik Rödl schon zur ersten Auszeit bat. "Flummi" Jackson hatte zu diesem Zeitpunkt schon 3 Blocks auf seinem Konto und bestach auch nach der Auszeit durch Treffsicherheit und Durchsetzungsvermögen am Brett. Apropos Treffsicherheit: RASTA verlagerte das Spiel gut, kreiierte offene Würfe, kombinierte geschickt mit erfolgreichem Inside-Play und verdiente sich zum Viertelende ein 21:15. Die Gäste verlegten hingegen einige sicher geglaubte Layups am Brett.

Auch wenn die Rastaner fast ohne Offensivrebound und den gesperrten Lukas Dawidowski auskommen mussten, sie schlugen sich weiterhin tapfer. Erst in der 14. Spielminute kassierte ALBA II sein erstes Foul und hatte sich bis dahin schon zum Ausgleich gearbeitet (23:23). Die Albatrosse kamen ins Spiel zurück, mit einem zweifach dunkenden Clay, mit guter Defense und mit mehreren Ballverlusten des Gastgebers. Aber Playmaker Grigisas holte die Vechtaer Führung aus der Distanz zurück (42:41) und der unermüdliche Kaspereit legte einen richtig schweren am Brett zur 47:45-Pausenführung in die Gästereuse. Man durfte sich mit Recht auf die 2. Halbzeit freuen.

Das 3. Viertel ging aus RASTA-Sicht mit 10 verloren, hatte aber noch mit Jacksons erfolgreichen Freiwürfen in der 22. Minute gut begonnen (51:47). Jackson und Clay lieferten sich kompromisslose Defenseduelle, aber Clay steckte früh sein 3. Foul ein und wechselte auf die Bank. Das Spiel verflachte leicht, technische Fehler und Fehlwürfe häuften sich, mehr allerdings auf Vechtaer Seite. Die Albatrosse nutzten dies, trafen in dieser Phase einfach besser und gingen mit einer 8 Punkte-Führung in das Schlußviertel.

Aber was für ein Schlußviertel! Der wichtige Gästecenter Clay (18 Punkte) holte sich sofort sein 4. Foul ab, es war das 3. offensive. Drei Minuten später zog sein Kollege Seiferth nach, so dass die Berliner am Brett nun geschwächt waren. Nutznießer waren die RASTA-Center Kaspereit und Eckstein. Der eine markierte in der 34. Minute den Ausgleich (70:70), der andere sammelte nun fleißig Rebounds und Punkte. So ist das halt: wenn bei den einen alles klappt, will bei den anderen auf einmal nichts mehr gelingen. Der freche Hupe schloß einen Fastbreak ohne Gegenspieler per Dreier ab und legte gleich aus der Halbdistanz zum 75:72 nach (35. Minute). Dietzler warf einen Dreier aus knapp 8 Metern und die Schlußsekunden verbrachten die Rastaner größtenteils an der Freiwurflinie. ALBA II stoppte mehrfach die Uhr, schlug aber kein Kapital daraus. RASTA behielt die Nerven und eine 4-7 Punkte-Führung. Auch während der mit standing ovations begleiteten Schlußminute blieb Vechta cool. Anschließend durften sich Malte Scheper und seine Jungs wie erwähnt sitzend vom begeisterten Publikum feiern lassen.

Viertelstände aus RASTA-Sicht: 21:15; 26:30; 15:25; 25:10

Für den SC RASTA Vechta spielten Grigisas (21 Punkte/2 Dreier), Jackson (16/3), Kaspereit (13), Hupe, Dietzler (je 10/2), Eckstein (8), Pazur (7), Nüsse (2), Hientz, Lindemann, Höhn und Breitenbach.

Von Carsten Boning, Vechta - Draußen vor der Halle war es ungemütlich und kalt, drinnen kochte die Stimmung förmlich über. Im "Rasta-Dome" war Party angesagt. 420 Zuschauer feierten die Helden des Abends mit stehenden Ovationen. Und auf der Anzeigetafel leuchteten die wichtigsten Daten der Überraschung. 87:80 - mit diesem Ergebnis sorgten die Basketballer von Rasta Vechta für einen Führungswechsel in der 1. Regionalliga. Der Aufsteiger besiegte am Samstag den bisherigen Tabellenführer Alba Berlin II und ebnete damit dem SSV Lok Bernau den Weg an die Spitze. Mit 10:4 Punkten ist Rasta als Tabellenvierter ein fester Bestandteil der Spitzengruppe, der neben Bernau (12:2) und Alba (12:6) auch Rist Wedel (10:4) und die BG Bitterfeld (10:6) angehören.
"Ein tolles Spiel. Großes Lob an die Mannschaft", freute sich Rasta-Coach Malte Scheper über den Coup gegen Berlins Bundesliga-Unterbau, der in kompletter Besetzung, also mit all seinen aktuellen bzw. früheren U-18- und U-20-Nationalspielern, angetreten war. "Das war eine klasse Leistung von uns", sagte Aufbauspieler Gintaras Grigisas, der mit 21 Punkten Topscorer des Abends war. Gehörte Vechtas letztes Heimspiel gegen Wolfenbüttel noch in die Kategorie "langweilig", so verdiente sich die Partie gegen Albas Talentschmiede das Prädikat "hochklassig". "Das war beste Werbung für Basketball in der 1. Regionalliga", strahlte Kapitän Grigisas, während Teamkollege Christopher Hupe von der "Wahnsinnsstimmung" schwärmte. Die Stationen der Überraschung:
Das 1. Viertel: Rasta startet spektakulär. US-Center Marlone Jackson verbucht gleich drei Blocks gegen die sichtlich beeindruckten Oliver Clay (21 Jahre) und Andreas Seiferth (19), die auch dem Berliner BBL-Kader angehören. Nach 2:41 Minuten und einem "Dreier" von Hupe nimmt Alba-Legende Henrik Rödl, Coach der jungen Gäste, die erste Auszeit. Ohne Erfolg: Es folgen weitere Dreier von Grigisas und Jackson. Rasta gewinnt den ersten Abschnitt gegen zaghafte Albatrosse (kein Foul) mit 21:15.
Das 2. Viertel: Berlin nimmt Fahrt auf und geht erstmals in Führung (29:28). Es entwickelt sich ein offener Schlagabtausch, Rasta rettet ein knappes 47:45 in die Halbzeitpause.
Das 3. Viertel: Bis zum 60:58 hat Vechta die Nase vorn, dann bricht das Unheil über die Gastgeber herein. Angetrieben von A-2-Nationalspieler Oskar Faßler (20), der bereits 17 Bundesliga-Einsätze hat, gelingt Alba II ein 10:0-Lauf zum 68:60 - der Favorit ist auf Kurs. Auch am Ende des Viertels beträgt Vechtas Rückstand acht Punkte (62:70).
Das 4. Viertel: Rasta meldet sich zurück. Dank einer bärenstarken Defense und Punkten von Niels Eckstein, Marek Pazur und Thomas Kaspereit steht es plötzlich 70:70. Und Hupe legt nach: Bei einem Fastbreak ohne Gegner stoppt er vor der Dreier-Linie, wirft und trifft zum 73:70 - die Halle tobt. "Das ist Chris. Solche verrückten Sachen macht nur er", sagte Scheper später. Hupe selber meinte nach dem Spiel: "Ich hab´ nicht nachgedacht, aber drei Punkte sind besser als zwei." Als Hupe kurze Zeit später völlig ausgepumpt für Timo Dietzler Platz macht, folgt der nächste Tiefschlag für Alba: Dietzler trifft aus acht Metern zum 80:72. Rödl schüttelt fassungslos den Kopf, sein Team hat in 7:10 Minuten nur zwei Punkte gemacht. Den Rest erledigt Rasta souverän.
"Wir haben immer an den Sieg geglaubt. Mit einer super Defense haben wir das Spiel gedreht", sagte Grigisas. Hupe ergänzte: "Nach der klaren Niederlage in Bitterfeld wollten wir unbedingt zurückkommen. Wir haben 40 Minuten lang Gas gegeben." Im Berliner Lager war derweil der Frust groß. Während Rödl den Sieger lobte (siehe Interview), schlichen die jungen Albatrosse mit hängenden Köpfen erst in die Kabine und dann in den Bus. Im Gepäck hatten sie keinen Sieg, sondern nur die Rasta-Vereinschronik - die hatte jeder Spieler vor der Partie erhalten. "Für die lange Rückfahrt", schmunzelte Grigisas.

 

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