Abschied von RASTA: AJ Rudowitz zurück in die USA

Nach drei Jahren in Diensten von RASTA Vechta kehrt AJ Rudowitz Deutschland den Rücken und wird sich wieder in den USA niederlassen. An der Temple University in Philadelphia möchte sich der 26-jährige auf eine Karriere als Jurist vorbereiten.

AJ Rudowitz: Bei RASTA von 2011 bis 2014. Foto: Christian Becker.

AJ Rudowitz: Bei RASTA von 2011 bis 2014. Foto: Christian Becker.

„Die Zeit in Deutschland und gerade in Vechta war einfach spitze und unvergesslich. Ich werde RASTA immer dankbar dafür sein, dass man soviel Vertrauen in mich gesetzt hat und ich hier meinen Traum vom Profi-Basketball leben konnte“, erklärte AJ Rudowitz. Aufgrund anhaltender Verletzungsprobleme wird der US-Amerikaner jetzt eine Basketball-Pause einlegen und sich auf seine berufliche Karriere abseits des Courts konzentrieren. „AJ hat uns über die Jahre sehr viel gegeben und war ein Erfolgsgarant in den zwei Aufstiegsjahren. In der letzten Saison konnte er vor allem wegen seiner Verletzungen leider nicht mehr daran anknüpfen“, weiß RASTAs Geschäftsführer Stefan Niemeyer.

Andrew John, genannt AJ, Rudowitz kam im Sommer 2011 aus der 1. Regionalliga Südwest vom ASC Theresianum Mainz zum damaligen Drittligisten RASTA Vechta in die 2. Bundesliga Pro B. Bereits in seiner ersten Spielzeit für den Kult-Klub im Oldenburger Münsterland legte der 1,98 Meter große Forward beeindruckende Zahlen auf. Rudowitz gelangen in der Saison 2011/2012 fünf Double Doubles, im denkwürdigen Spiel gegen den MTV Wolfenbüttel (114:116 3OT) stand er 49 Minuten auf dem Feld, erzielte 30 Punkte und holte 15 Rebounds. Endgültig in die Herzen der RASTA-Fans und in die Geschichtsbücher des Vereins warf sich der damals 24-jährige am 9. April 2012 in Hannover. Im über den Aufstieg in die 2. Bundesliga Pro A entscheidenden dritten Spiel gegen die Tigers des UBC Hannover traf AJ Rudowitz den die Verlängerung bedeutenden Dreier für sein Team. „Das war sicherlich der schönste Moment in meiner Karriere als Basketballer“, erinnerte sich der nicht unbedingt als Dreierschütze gefürchtete Rudowitz noch im letzten Sommer an diese dramatischen Sekunden. Hannovers Widerstand war mit dieser Aktion gebrochen, RASTA gewann schließlich mit 69:60 beim Vorrundenersten und stieg auf.

In seiner ersten Saison in Vechta hatte der junge Mann aus New Jersey also vollends überzeugt, kam auf 14,4 Punkte und 6,7 Rebounds in 26,3 Minuten (33 Spiele) bei einer beeindruckenden 2er-Quote von 58 % (170/293). Sein damaliger Trainer Patrick Elzie lobte immer den Zug zum Korb des Forwards, der „nicht aufzuhalten sei, wenn er in einer guten Position sei“. Auch in seiner zweiten Saison für RASTA Vechta wusste AJ Rudowitz zu überzeugen. In 40 Partien spielte er im Schnitt 24,7 Minuten, legte 11,3 Punkte und 5,8 Rebounds auf. Zur tragischen Figur wurde Rudowitz am 17. November 2012. RASTA hatte gerade fünf Spiele in Serie gewonnen, lag im Heimspiel gegen Science City Jena Sekunden vor dem Ende mit 98:99 hinten. Überragender Spieler bis dahin: AJ Rudowitz. 26 Punkte hatte der US-Amerikaner schon gesammelt, sollte auch die entscheidenden Punkte machen. Doch das perfekt getimte Alley-Hoop-Anspiel konnte Rudowitz nicht verwerten. Übel nahm dem Publikumsliebling diesen Lapsus jedoch niemand. In den zum Aufstieg und schließlich zur Meisterschaft führenden Playoffs legte AJ Rudowitz erneut teils überragende Partien aufs Parkett und hatte mit seinen 11,5 Punkten und 6,0 Rebounds in 33.6 Minuten einen großen Anteil an RASTAs zweitem Aufstieg in Serie.

Auch in der Premierensaison RASTA Vechtas in der Beko Basketball Bundesliga schien es zunächst so, als würde AJ Rudowitz erneut zum ganz wichtigen Faktor. Beim sensationellen Sieg am 1. Spieltag bei der TBB Trier sicherte Rudowitz RASTA mit zwei verwandelten Freiwürfen in der Schlussphase den historischen ersten Sieg in Deutschlands höchster Spielklasse. Frühzeitig jedoch machte sich eine schmerzhafte Knochenhautentzündung in den Schienbeinen des US-Amerikaners bemerkbar. AJ Rudowitz biss zum Wohle des Teams immer wieder auf die Zähne und kämpfte bis über die Schmerzgrenze hinaus, um seinem Team im Abstiegskampf helfen zu können. Am Ende der Saison 2013/2014 war Rudowitz auf 23 Einsätze gekommen. In durchschnittlich 14,7 Minuten konnte der Forward noch 3,6 Punkte erzielen und 2,3 Rebounds holen. „Es stimmt schon, dass diese Saison hart für mich war. Ich bin kein Freund von Ausreden, so dass ich gerne sagen würde, dass ich bei 100 % war. Aber ich will auch nicht lügen. Die Ärzte in Vechta und unser Physiotherapeut haben jedenfalls alles getan, um diese Geschichte in den Griff zu kriegen und mir ermöglicht, wenigstens etwas zu spielen“, so Rudowitz. Die letzten vier Partien konnte der 26-jährige leider nur noch von der Bank aus verfolgen, da er sich am 17. April 2014 eine Bänderverletzung im Sprunggelenk zugezogen hatte. „Dass AJ trotz dieses sehr schmerzhaften Bänderrisses unbedingt noch einmal im RASTA-Trikot auflaufen wollte, um sich gebührend von den Fans zu verabschieden, zeigt, was für ein toller Kerl er ist und was er für einen guten Charakter hat. Ich war sehr gerne sein Trainer“, so Patrick Elzie.  

AJ Rudowitz flog am Montag gemeinsam mit Urule Igbavboa für ein paar Tage nach Irland, um etwas auszuspannen. Dort trafen die zwei auch auf Jacob Doerksen, der mit seiner Frau Dayna und seiner Schwägerin bereits in Dublin wartete. Nach diesem Kurzurlaub möchte AJ Rudowitz in Philadelphia eine akademische Karriere einschlagen. An der Temple University, an der bereits Rudowitz’ Freundin studiert, will der 26-jährige den Grundstein für eine Tätigkeit als Jurist legen. So ganz vom Basketball lassen möchte Rudowitz aber auch an der Universität nicht. Bei den Temple Owls, die in der NCAA I, der besten College-Liga, spielen, könnte sich AJ Rudowitz ein Engagement im Trainerstab vorstellen. „Als Vorbild in Sachen Einsatzbereitschaft, Willen und Kämpferherz sowie als perfektes Beispiel für einen Allrounder auf dem Parkett, wäre AJ mit Sicherheit eine Bereicherung für jeden Studenten“, wirbt Patrick Elzie für seinen ehemaligen Spieler.

Bei RASTA Vechta wird AJ Rudowitz nach 96 Liga-Spielen in drei Jahren und zwei Aufstiegen demnach in bester Erinnerung bleiben und er hat einen Platz in den Herzen der Fans sicher. „Im Namen des gesamten Klubs möchte ich mich bei AJ für drei Jahre voller sportlicher Höchstleistung, für immensen Einsatz trotz so mancher Verletzung und für seinen unermüdlichen Willen, RASTA nach vorne zu bringen, bedanken. Der Name AJ Rudowitz wird für immer mit dem sensationellen Durchmarsch von der dritten bis in die erste Liga verbunden sein und hat sich in unsere Vereins-Chronik geradezu eingebrannt. AJ ist einfach ein Aufstiegsheld", erklärte RASTA-Chef Stefan Niemeyer schlussendlich zum Abschied AJ Rudowitz’ von RASTA Vechta.

Andrew John „AJ" Rudowitz bei RASTA Vechta (2011 bis 2014):

Pflichtspiele: 96       
Minuten: 2.193 (22,8)
Punkte: 1.008 (10,5)
Rebounds: 504 (5,3)

RASTA auf YouTube