FARMTEAM: DAS GROSSE INTERVIEW ZUR TABELLENFÜHRUNG!

Die 1. Herres des SC RASTA Vechta, also das Farmteam von RASTA Vechtas Profis in der BARMER 2. Basketball Bundesliga ProA, hat im letzten Spiel des Jahres die Tabellenführung in der 1. Regionalliga Nord erobert. Head Coach Hendrik Gruhn (27), der auch die U19 der YOUNG RASTA DRAGONS in der Nachwuchs Basketball Bundesliga (NBBL) trainiert, nahm sich im Anschluss ausgiebig Zeit, um den Höhenflug des Farmteams zu analysieren.

Mit seinem Team auf Platz 1: RASTAs Farmteam-Head Coach Hendrik Gruhn. Foto: RASTA Vechta.

RASTA Vechta: Hendrik, zum Jahreswechsel auf Platz 1 in der 4. Liga zu stehen, muss Dir und der Mannschaft ein sehr schönes Weihnachtsfest bescheren. Wie fühlt es sich an, den Rest der Liga von ganz oben zu grüßen?

Hendrik Gruhn: „Kurz vor Weihnachten die Tabellenführung zu übernehmen, ist tatsächlich ein super Weihnachtsgeschenk. Als wir vor einigen Wochen das Auswärtsspiel bei den Berlin Braves verloren haben, haben wir uns als Team vorgenommen, bis Weihnachten eine Siegesserie zu starten. Dass diese Serie nun bei sieben Erfolgen liegt und wir damit die Tabellenführung erobert haben, macht mich sehr glücklich. Die Jungs haben es aufgrund ihrer harten Arbeit verdient, als Tabellenführer Weihnachten zu feiern. Trotzdem ist uns allen klar, dass es nur eine Momentaufnahme ist und wir hart arbeiten müssen, damit wir diesen Platz nicht verlieren.“

RV: Im Spitzenspiel gegen Aschersleben habt Ihr die Tabellenführung erobert. Auch habt Ihr schon beim bis dahin Ersten, den Baskets Juniors aus Oldenburg, gewonnen. Seid Ihr aktuell also tatsächlich das Stärkste Team der 1. Regionalliga Nord?

HG: „Ob wir zur Zeit wirklich die beste Mannschaft der Liga sind, ist schwierig zu sagen. Ich würde allerdings behaupten, dass wir das Team mit dem größten Selbstvertrauen sind. Mit diesem Selbstvertrauen gehen wir seit Wochen in jedes Spiel. Jede Aktion, die wir im Spiel machen, machen wir mit 100% Überzeugung, dass es auch klappen wird. Ich denke, dass es diese Einstellung ist, die uns zur Zeit so stark macht.“

RV: Schaut man auf die Statistiken ist auf jeden Fall auffällig, dass ihr offensiv enorm stark seid. Ist Euer Angriff die beste Verteidigung?

HG: „Ich glaube, dass sich viele unserer Offensivaktion aufgrund unserer starken Verteidigung ergeben. Wir sind ein Team, was von seiner Energie und Intensität lebt. Diese beiden Dinge sind Attribute, die eine gute Verteidigung ausmachen. Wir holen uns in der Defense unser Selbstvertrauen und gehen damit in unsere offensiven Abschlüsse."

RV: Ihr trefft 31.9% Eurer Dreier, was nun wirklich keine gute Quote ist. Ligaweit seid Ihr damit trotzdem die besten und nehmt auch mit Abstand die meisten Würfe von Außen. Ist der Dreier so enorm wichtig, um Erfolg zu haben?

HG: „Wir sind ein Team mit vielen guten Schützen in unseren Reihen. Wir haben mit Tim Insinger meiner Meinung nach den besten großen Schützen und mit Kevin Smit den besten kleinen Schützen der Liga. Dass wir aufgrund dieses Personals so häufig von außen abdrücken, ist für mich nur logisch. Außerdem kreieren wir durch viele Attacken zum Korb offene Räume, da sich die Verteidigung zusammenziehen muss - was natürlich Platz für unsere Schützen von außen verschafft. Daher ist der Dreier für uns eine enorme Waffe, um Spiele zu gewinnen.“

RV: Mit Justin Onyejiaka hast Du einen 17-Jährigen im Kader, der in dieser Saison schon einmal 49 Punkte in einem Spiel gemacht hat. Ist er aus Deiner Sicht dieses eine Ausnahmetalent, das noch in ganz anderen Ligen punkten kann?

HG: „Justin ist gerade in der Offense ein unfassbarer Spieler. Er kann in jeder Situation punkten. Sei es durch einen Drive zum Korb oder per Jump-Shot. Dass er mit 17 Jahren schon auf diesem Niveau so konstant punkten kann, zeigt, was für ein Talent er ist. Ich bin mir sicher, dass er auch noch in ganz anderen Ligen die Fans mit seiner offensiven Spielweise beeindrucken kann. Hoffentlich auch bald unsere Fans im RASTA Dome!“

RV: Zu Justin gesellen sich noch viele weitere Youngster in Deinem Team, z.B. Johann Grünloh. Er ist mit gerade einmal 16 Jahren auch Vladimir Lucic aufgefallen und hat in einem Testspiel der Profis gegen die EWE Baskets Oldenburg gleich überzeugt. Ist Johann als deutscher Big Man ebenfalls zu höherem berufen?

HG: „Johanns Entwicklung in den letzten Monaten ist bemerkenswert. Er ist eine Allzweckwaffe! Trotz seiner Größe ist er ein sehr guter Schütze, was es den Verteidigern noch schwieriger macht, ihn zu verteidigen. Seine größte Waffe ist allerdings sein Shot-Blocking in der Defense. Er hat ein wahnsinnig gutes Timing und kann kombiniert mit seiner Spannweite vielen Angreifern das Leben sehr schwer machen. Er hat eine super Arbeitseinstellung und trainiert in jeder Einheit mit 100%. Er wird definitiv ein toller Basketballer und eine super Karriere hinlegen!“

RV: Jedes Talent der Welt braucht Führung. Mit Kevin Smit (30) habt Ihr vor der Saison einen Spielmacher geholt, der eigentlich viel zu gut für die 4. Liga ist. Wie fügt sich Kevin ins Team ein, ist er die viel beschworene 'rechte Hand' des Head Coaches?

HG: „Diese Frage kann ich ganz einfach mit einem klaren ‚Ja’ beantworten. Kevin hat sich von Anfang an super in die junge Truppe integriert. Er versucht allen jungen Spielern bei Fragen zur Seite zu stehen und gibt Tipps, wenn ich mal nicht schnell genug bin. Er ist nicht einen Tag mit der Attitüde angetreten, dass er viel zu gut für die Liga sei. Er geht mit gutem Beispiel voran, was den jungen Spielern zeigt, dass auch sie sich genau so ins Zeug legen müssen, wie der ProA erfahrene Point Guard. Gerade seitdem Marius nur noch bei der ProA ist, ist er tatsächlich eine Art Co-Trainer für mich, worüber ich sehr froh bin!“

RV: Ebenfalls sehr effektiv im Team ist US-Import Marshawn Blackmon. Er ist der einzige Ausländer bei Euch und scheint sich pflegeleicht einzufügen. Empfiehlt er sich damit für eine Weiterverpflichtung über diese Saison hinaus?

HG: „Die Verpflichtung von Shawn war ein echter Glücksgriff. Er hat sich von Anfang an dem Teamerfolg untergeordnet und genießt es mit unseren vielen jungen Talenten zusammenzuspielen. Er ist kein gewöhnlicher Amerikaner, auf dessen 30 Punkte pro Spiel man angewiesen ist, sondern jemand, der sich über seine Intensität und seine Defense definiert. Das war Marius und mir vor der Saison bei der Verpflichtung sehr wichtig. Aufgrund seiner Leistungen in den letzten Wochen sind mit Sicherheit auch andere Vereine auf Shawn aufmerksam geworden. Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass ich an einer Weiterverpflichtung nicht interessiert bin. Das aber sind Themen für den April oder Mai. Wir denken jetzt erstmal daran, die Saison so erfolgreich wie möglich zu gestalten.“

RV: Apropos nächste Saison. Ein Team aus der 1. Regionalliga Nord kann aufsteigen in die BARMER 2. Basketball Bundesliga ProB, also die 3. Liga. Habt Ihr nach den letzten Wochen dieses sportliche Ziel bereits ausgerufen? Und wenn sportlich möglich, würde der Klub einen Aufstieg auch realisieren wollen?

HG: „Als vor der Saison klar wurde, dass es in der Regionalliga Playoffs geben wird, haben wir intern das Ziel formuliert, diese zu erreichen. Dieses Ziel hat sich bis heute nicht geändert. Natürlich würde sich der Verein freuen, wenn man den Aufstieg in die ProB realisieren würde, um so unseren jungen Top Talenten eine noch bessere Situation im Farmteam bieten zu können. Trotzdem geht es bei uns hauptsächlich um Spielerentwicklung. Wenn sich dieses Ziel mit einem möglichen Aufstieg kombinieren lässt, bin ich mir sicher, dass der Verein alles daran setzt, diesen Erfolg auch struktuell umzusetzen.“

RV: Du bist ja als Co-Trainer von Marius Graf in diese Saison gestartet, hast dann für ihn das Farmteam und die YOUNG RASTA DRAGONS in der NBBL übernommen. Es machte nicht den Eindruck als hättest Du Eingewöhnungsschwierigkeiten gehabt, hast eine klare Ansprache an die Spieler und scheinst ganz nah dran zu sein. Ist das hier jetzt Dein erster Schritt auf der Karriereleiter?

HG: „Ich kenne alle Spieler in den beiden Mannschaften schon sehr lange und habe sie in früheren Mannschaften auch schon als Trainer begleitet, habe mit jedem eine eigene Geschichte und ein sehr gutes Verhältnis. Das hat es für mich sehr einfach gemacht, die Mannschaften als Head Coach zu übernehmen. Es ist für mich das erste Jahr, dass ich direkt zwei Top-Mannschaften in unserem Programm trainieren darf, daher denke ich noch gar nicht an die Zukunft, sondern bin dankbar für diese Chance. Mein persönliches Ziel ist es, unseren Standort mit meiner Arbeit weiter nach oben zu bringen. Wo der Weg dann in einigen Jahren hingeht, wird sich zeigen. Ich bin sehr glücklich in Vechta und freue mich auf das, was noch kommt."

RV: Dein Bruder Christoph und Deine Schwägerin Julia waren selbst Trainer*in bei RASTA und werden jetzt ganz sicher Deine Spiele verfolgen. Bekommst Du von den beiden ordentlich Feedback oder vertraust lieber Du darauf, was Du als Rückmeldung aus Eurem Trainerstab bekommst?

HG: „Das stimmt vollkommen, die beiden verfolgen die Ergebnisse und Tabellensituationen der NBBL und der Regionalliga genau so intensiv, wie ich es tue. Ob man es Feedback nennen kann, was ich von den beiden bekomme, ist schwierig zu sagen. Christoph ist der Erste, an den ich mich wende, wenn ich mich mal über einige Dinge ‚auskotzen‘ muss oder nach Niederlagen, wie beispielsweise bei den Berlin Braves in der Regionalliga, aufmunternde Worte brauche. Es hilft natürlich sehr, dass er auch im Basketball aktiv ist. Daher übernehme ich dieselbe Rolle bei ihm, wenn er ähnliche Probleme mit seiner 2. Regionalliga beim ASC Göttingen hat. Wir beide ergänzen uns in der Hinsicht schon sehr gut. Beide haben übrigens extra für das Spitzenspiel gegen Aschersleben den Weg nach Vechta auf sich genommen, was mich tierisch gefreut hat. Auf die beiden kann man sich einfach verlassen.“

RV: Zum Schluss noch ein Ausblick aufs neue Jahr. Am 8. Januar geht’s wieder los, bei den Rendsburg Twisters. Ende Januar steht das Spitzenspiel Gegen die Baskets Juniors an. Auf was wirst Du in der Vorbereitung besonders wert legen, um weiterhin so erfolgreich zu sein.

HG: „Spielerisch werden wir nicht viel ändern. Mir und den Spielern muss jetzt klar werden, dass sich unsere Rolle in der Liga geändert hat. Wir sind nicht mehr die Jäger, sondern ab jetzt die Gejagten. Jedes Team möchte den Spitzenreiter schlagen. Angefangen mit Rendsburg und besonders Oldenburg Ende Januar. Wenn wir mental genau so konzentriert sein werden, wie in den letzten Wochen in diesem Jahr, bin ich mir sicher, dass wir auch in der Rückrunde genau so viel Spaß haben und mit unserer gewohnten Spielweise genau so viel Erfolg haben werden.“

RV: Hendrik, vielen Dank, dass Du Dir soviel Zeit genommen hast und nun gesegnete Weihnachten, einen guten Rutsch ins neue Jahr und alles Gute mit Deinem Team für 2022!

Herren - 1. Regionalliga Nord - Saison 2021/22 - 15. Spieltag

BBC Rendsburg Twisters (7., 7-7) - SC RASTA Vechta (1., 11-3)

8. Januar 2022 - 19.15 Uhr - Herderschule (Am Stadtsee 11-17, 24768 Rendsburg)

SC RASTA Vechta - 2021/2022 - Der KaderNoah Jänen (17, Combo Forward, D), Kilian Brockhoff (17, Power Forward, D), Emilijus Peleda (17, Shooting Guard, D), Karl Bühner (16, Combo Forward, D), Jarne Jürgens (16, Power Forward, D), Justin Onyejiaka (17, Point Guard, D), Johann Grünloh (16, Power Forward/Center, D), Malte Giljan (26, Center, D), Kevin Smit (30, Point Guard, Point Guard), Tim Insinger (24, Power Forward, D), Luca Ladjyn (20, Combo Forward, D) und Marshawn Blackmon (24, Combo Forward, USA).

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