Nichts zu verlieren: RASTA reist nach München

Für Beko Basketball Bundesliga-Neuling RASTA Vechta könnte die Reise nach München eigentlich nicht einfacher sein (mal abgesehen von der gut 700 Kilometer langen Anfahrt). Einen Sieg beim FC Bayern erwartet nämlich niemand von der orangenen Fraktion – das Duell beim Tabellenführer (So., 18 Uhr) scheint zu sehr eine unlösbare Aufgabe zu sein. Gerade aber davon scheinen sich RASTAs Fans herausgefordert zu fühlen. Sie wollen ihrem Team nämlich eine großartige Unterstützung im Audi Dome zukommen lassen und reisen zu Hunderten gen Bayern.

Der Spitzenreiter gegen den Tabellen-15., der Branchenprimus mit zweistelligem Millionen-Etat gegen den Aufsteiger, die bayerische Metropole empfängt die RASTA-Truppe aus dem Oldenburger Münsterland. Keine Frage, die Gegensätze sind so groß, dass alles andere als ein deutlicher Sieg des FC Bayern München gegen RASTA Vechta die wohl größte Sensation der bisherigen Beko BBL-Saison wäre. Mit im Schnitt fast 26 Punkten Vorsprung gewann das von Trainer-Legende Svetislav Pesic gecoachte Bayern-Team bisher seine sechs Liga-Heimspiele – bei einer beeindruckenden Korbbilanz von 586:431 (+155). „Sie haben einen wahnsinnig starken Kader, der in der Liga bisher dominiert hat. Zuhause sind die Bayern eine Macht, überzeugen gerade in der Offensive. Fast 98 erzielte Punkte im Schnitt bei den Heimspielen sprechen eine deutliche Sprache. Aber auch hinten machen sie sehr gut dicht“, weiß RASTA-Trainer Patrick Elzie um die Stärken der Süddeutschen. Doch der 53-jährige will sich dem übermächtig erscheinenden Gegner nicht kampflos geschlagen geben: „Es ist Basketball. Zwei Mannschaften gegeneinander, ein Sieger. Warum nicht die kleinste aller Chancen nutzen und mit zwei Punkten nach Vechta zurückkehren?“

Die Basketballer des FC Bayern gehen derweil mit einer großen Enttäuschung im Hinterkopf in die Partie am Sonntag. Denn erst am Donnerstagabend hatten die Münchener ihre große Chance auf das vorzeitige Erreichen des Achtelfinales in der Euroleague leichtfertig verspielt. Sie unterlagen in Malaga mit 72:77 und müssen nun am 20. Dezember gegen Galatasaray Istanbul gewinnen, wollen sie nicht nach der Vorrunde die Segel streichen. Genau zwischen diesen so bedeutenden Spielen liegt die Beko BBL-Partie gegen RASTA. In einem ausführlichen Interview mit der Oldenburgischen Volkszeitung warnt Bayerns Sportdirektor Marko Pesic, der Sohn von Trainer Svetislav Pesic, seinen Klub davor, die Aufgabe gegen den Tabellen-15. auf die leichte Schulter zu nehmen: „Nur wer hochkonzentriert auch die vermeintlich leichten Spiele gewinnt, wird am Ende vorne liegen – das hat die Vergangenheit gezeigt. (...) Wir nehmen RASTA Vechta mehr als ernst.“ Der Tabellenführer möchte also auf keinen Fall sein orangenes Wunder erleben. Nun stehen die Vorzeichen für eine der größten Überraschungen der deutschen Basketball-Geschichte tatsächlich eher schlecht. Denn RASTA reist mit diversen Verletzungssorgen und Trainingsrückstand (der RASTA Dome war in dieser Woche wegen des Aufbaus für eine Veranstaltung am Samstag nur eingeschränkt nutzbar) nach München. Während Daniel Krause (knöcherner Sehnenabriss im kleinen Finger der linken Hand ), AJ Rudowitz (Schmerzen oberhalb der Sprunggelenke) und Max Weber (wegen einer Universitäts-Klausur verhindert) definitiv ausfallen, konnten auch Isaac Butts, Urule Igbavboa und Jacob Doerksen in dieser Woche aufgrund von kleineren Verletzungen nur eingeschränkt trainieren. RASTA Vechta reist demzufolge mit elf Spielern nach München und setzt mit Oliver Mackeldanz, der in der Oberliga-Mannschaft des SC RASTA Vechta in den letzten Wochen sehr gute Leistungen gezeigt hat, den bei dieser Kadergröße erforderlichen fünften Spieler mit deutschem Pass auf den Spielberichtsbogen. Der liest sich auf Seiten der Gastgeber wie die Auslage einer Luxus-Boutique auf der Münchener Maximilianstraße. John Bryant (Top-Rebounder mit 7,0), Deon Thompson (Top-Scorer mit 13,0), Malcolm Delaney (Top-Vorbereiter mit 5,27), die deutschen Nationalspieler Robin Benzing, Lucca Staiger, Heiko Schaffartzik und viele weitere Top-Athleten machen aus dem FC Bayern München nicht weniger als eine Star-Truppe mit großen Titel-Ambitionen. Von solchen ist der Aufsteiger aus dem Oldenburger Münsterland in seiner ersten Beko BBL-Saison logischerweise weit entfernt. Die Mannschaft von Patrick Elzie heimste zwar nach fast jedem seiner bisher zwölf Spiele viel Lob der gegnerischen Spieler und Trainer ein. Doch heraus sprangen aus dem dutzend Partien erst drei Siege. Viele Niederlagen resultierten aus der fehlenden Schlagkraft in der Crunch Time, den letzten Minuten des Spiels. So wieder geschehen am vergangenen Samstag. Gegen ratiopharm ulm führte RASTA Mitte des dritten Viertels mit elf Punkten, konnte den Sieg letztendlich aber nicht eintüten. Angesichts der knappen Ergebnisse macht Marko Pesic, der Vize-Europameister von 2005 und der Bronzemedaillen-Gewinner von 2002, dem Aufsteiger in der Oldenburgischen Volkszeitung auch Mut für den Rest der Saison: „In der BBL spielt die Erfahrung eine große Rolle. Vechta sammelt gerade diese Erfahrung. Ich bin mir sicher: Je länger die Saison dauert, desto mehr Spiele wird Vechta gewinnen. Als Aufsteiger braucht man viel Geduld.“ Ein gut gemeinter Ratschlag, den Marko Pesic wohl nur ungern schon am Sonntagabend umgesetzt sehen würde – die 300 mitreisenden RASTA-Fans dagegen umso lieber.


Beko Basketball Bundesliga 2013/2014 – 13. Spieltag


Sonntag, 15. Dezember (Tip-Off um 18 Uhr):


FC Bayern München – RASTA Vechta (im Audi Dome)


Live-Ticker und Statistik: www.beko-bbl.de


Highlights: RASTA TV bei www.bbl-tv.de (ab Montagabend)

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