OV Interview mit Stefan Niemeyer: Ich glaube, wir haben richtig was bewegt"

Oldenburgische Volkszeitung: Von Andreas Hammer

Clubchef Stefan Niemeyer über Rasta Vechtas Höhenflug, seine Rolle im Verein und die Grenzen des Erfolgs.

Platz eins in der Tabelle begeisternde Heimspiele im „Rasta Dome" und Basketball Fieber an den Schulen: Rasta Vechta hat in der Kreisstadt einen regelrechten Basketball-Boom  ausgelöst –  zur Freude von Clubchef Stefan „Pivo" Niemeyer.

 

OV: Herr Niemeyer, Rasta geht als Tabellenführer der 2. Bundesliga ProB ins neue Jahr. Am Samstag beginnt mit dem Auswärtsspie] bei Rist Wedel der Saisonendspurt. Wie fällt Ihre Zwischenbilanz aus?

Stefan Niemeyer: Unser Ziel war, in die Playoffs zu kommen, und ich denke, dass wir das fast schon erreicht habe. Insgeheim haben wir schon gehofft, dass die Mannschaft stark genug ist, einen Platz unter den ersten Vier zu erreichen, was vielleicht möglich ist. Andererseits haben andere Vereine auch etwas getan. Schon am Samstag bei Rist Wedel wird es schwer. Die haben unter anderem Peter Huber-Saffer zurückgeholt. Man muss sehen, wie es weitergeht.

OV: Wie zufrieden sind Sie mit der Entwicklung im Umfeld? Dank Rasta ist Basketball in Vechta so angesagt wie noch nie.

Niemeyer: Ich glaube schon, dass wir in Vechta in dieser Saison  richtig was bewegt haben.  Es kommen von Spiel zu Spiel immer mehr Leute - die Krönung war das letzte Heimspiel gegen Wolfenbüttel mit 750 Zuschauern. Und wir haben den Sport in die Schulen getragen. Ich glaube schon dass man in Vechta über Basketball spricht.

OV: Das Saisonziel Playoffs ist so gut wie erreicht. Was hat Rasta noch für sportliche Ziele?

Niemeyer: So weit kommen, wie's   geht. Ich habe mit vorsichtshalber schon mal alle Wochenenden bis zum Playoff-Finale freigemacht, damit ich alle Spiele sehen kann.

OV: Sportlich sind Rastas Entwicklung enge Grenzen gesetzt. Vereine, die in der 2. Liga ProA spielen wollen, müssen einen Saisonetat von mindestens 350 000 Euro und eine Halle von mindestens 1500 Sitzplätzen vorweisen können. Ein Aufstieg ist für Rasta so praktisch nicht möglich.

Niemeyer: Genau. Die ProA ist überhaupt keine Perspektive für uns, daran verschwenden wir auch keinen Gedanken, denn die gebäudetechnischen Voraussetzungen sind in Vechta nicht gegeben. Schon jetzt sind die Bedingungen in der Halle West für uns nicht optimal. Wenn man sieht, was zum Beispiel in Herten oder Wulfen alles um das Spiel herum veranstaltet wird, und dann sieht man die kleine Lobby vor der Halle bei uns – das ist schon alles sehr beengt. Wir würden auch gerne mehr machen: einen VIP-Raum oder einfach eine Theke, wo man gemütlich ein Bier trinken kann. Die Nachfrage wäre da. Aber das ist kaum möglich. Andere Vereine haben da ganz andere Möglichkeiten.

OV: Sind denn noch Änderungen in der Halle geplant?

Niemeyer: Wir machen das Stück für Stück. Wir haben gerade eine sehr gute Anzeigetafel bekommen, auf der die Fans das Spiel viel besser verfolgen können. Alles weitere ist noch nicht spruchreif.

OV: Das letzte Rasta·Heimspiel gegen Wolfenbüttel fand an einem Sonntagnachmittag statt und war mit 750 Zuschauern ein Riesenerfolg. Ist das ein Modell für die Zukunft?

Niemeyer: Da kann man zumindest mal drüber nachdenken. Sonntags um fünf, halb sechs haben auf jeden Fall mehr Leute Zeit, sich ein Basketballspiel anzugucken, als am Samstagabend. Da haben die Leute doch mehr Verpflichtungen und andere Termine. Der Sonntag ist schon interessant. Aber für diese Saison stehen alle Termine fest.

OV: Rasta gilt gemeinhin als „Ihr" Verein. Sie sind Vorsitzender und zugleich Chef des Hauptsponsors. Ist es Ihr Ziel, das Sponsoring auf mehrere Schultern zu verteilen? Oder ist das sogar schon geschehen?

Niemeyer: Es sind ein paar Leute dazugekommen und helfen mit, das auf mehrere Schultern zu verteilen. Mit der·Alten Oldenburger ist auch ein größerer Partner dabei. Das Ganze hat ja auch eine neue Dimension angenommen. Wir haben inzwischen alleine vier oder fünf Autos, die gesponsert werden.

OV: Wenn Sie als Hauptsponsor einmal ausstiegen, können die anderen Sponsoren das Projekt dann weitertragen?

Niemeyer: Nein.

OV: Mischen Sie sich auch in sportliche Belange ein?

Niemeyer: Natürlich. Der Trainer sagt uns, welche Spieler er gerne hätte, und wir gucken dann, was finanziell machbar ist. Aber wer spielt, das ist alleine Sache des Trainers.

OV: Wird Pat Elzie Rasta auch nächste Saison noch trainieren?

Niemeyer: Bei dem Erfolg, den wir haben, bin ich mir sicher, dass er auch nächste Saison Trainer bei uns sein wird.

OV: Sein Erfolg könnte ihn aber auch für andere Vereine interessant werden lassen.

Niemeyer: Das stimmt. Und wir haben auch noch keinen Vertrag mit ihm für die nächste Saison. Aber ich glaube, dass er sich in Vechta sehr wohl fühlt. Sie wissen doch: einmal Vechta, nie mehr wech da.

OV: Wann führen Sie die Gespräche für die nächste Saison?

Niemeyer: Wir würden im Januar gerne noch mit verschiedenen Leuten sprechen. Man macht die Verträge ja immer nur für ein Jahr. Nur Marvin Boadu, über den übrigens gerade das Magazin Forward berichtet hat, haben wir frühzeitig an uns gebunden. Er ist der einzige Spieler, der einen Vertrag für die nächste Saison hat.

OV: Ist es realistisch, dass irgendwann mal wieder ein Spieler aus Vechta in der Starting Five steht?

Niemeyer: Ich denke, da müssen wir noch eine ganze Zeit dran arbeiten. Im Jugendbereich unter 14 Jahren haben wir den einen oder Anderen , der das vielleicht erreichen kann. Aber das weiß man natürlich nie. Aber ich freue mich auch, wenn ich Leute wie Marc Stertenbrink oder Daniel Krause sehe, die ja aus der Region kommen und sich unter Pat sehr positiv entwickeln. Die Spieler müssen gar nicht direkt aus Vechta kommen.

OV: Aber die eigene Jugendarbeit profitiert schon von der Strahlkraft des ProB-Teams?

Niemeyer: Auf jeden Fall. Es ist doch immer so: Wenn man Leute motivieren will dann braucht man ein Vorzeigeobjekt. Wichtig ist aber auch: In der Liga, in der man spielt, muss man erfolgreich sein. Man muss 70 Prozent der Heimspiele gewinnen, damit die Leute auch wiederkommen. Es  würde uns nichts bringen. in der ProA zu spielen und dort unten zu stehen. Dann ist die: Begeisterung auch ganz schnell wieder weg.

Quelle 06.01.2011: Oldenburgische Volkszeitung Andreas Hammer

 

RASTA auf YouTube