SIEG NACH 27 PUNKTEN RÜCKSTAND: RASTA SCHAFFT DAS WUNDER!

Der 16. November 2019 wird in die Geschichtsbücher der easyCredit Basketball Bundesliga eingehen. RASTA Vechta gewann im mit 3.140 Zuschauern ausverkauften RASTA Dome gegen die Basketball Löwen Braunschweig trotz eines 27-Punkte-Rückstandes zu Beginn des 4. Viertels noch mit 106:103 (44:52). Acht RASTAner machtenacht oder mehr Punkte, Philipp Herkenhoff und Steve Vasturia sorgten im Schlussabschnitt schließlich für das Wunder an der Pariser Straße.

Foto: Christian Becker.

Eine ganz lange Zeit hatte es an diesem 8. Spieltag so ausgesehen, als müsste das Team von Head Coach Pedro Calles der kräftezehrenden Doppelbelastung in den vergangenen Wochen Tribut zollen und die so richtig hungrigen Basketball Löwen Braunschweig bis zum Ende gewähren lassen. Schier aussichtlos lag RASTA in der 31. Minute mit 63:90 zurück. Was dann folgte, sucht in der Geschichte der easyCredit BBL ihres gleichen, die Vechtaer gewannen den Schlussabschnitt mit 43:15 und wurden von Philipp Herkenhoff und Steve Vasturia zum fünften Sieg in Serie geworfen.

1. Viertel

Mit zwei Dreiern in Serie zum 9:5 brachten sich die Basketball Löwen gleich einmal in eine gute Ausgangsposition (3. Minute). RASTA aber hatte ebenfalls früh ein gutes Händchen, Trevis Simpson verkürzte ebenfalls per Threeball auf 10:11 (5.). Dann war es Michael Kessens, der per Put-Back-Dunk zum 12:11 traf – die Fäuste flogen hoch auf den Tribünen. Die Gäste aber steckten diesen Punch locker weg, zogen bis auf sechs Punkten davon (18:12, 8.). Die neunte Spielminute gehörte dann aber praktisch ausschließlich den Hausherren: Zweimal tankte sich Philipp Herkenhoff furchtlos zum Korb durch, Simpson legte seinen zweiten Dreier des Abends nach – 22:18. In die Pause aber nahm RASTA keine Führung mit, Scott Eatherton konnte sieben Sekunden vor der Sirene per And-One noch den Ausgleich (24:24) herstellen.

2. Viertel

Für ein easyCredit BBL-Spiel verliefen die Anfangsminuten des 2. Viertels dann alles andere als ereignisreich. In der 17. Minute schaffte es dann Braunschweigs Aleksandar Marelja, seinem Team eine Sieben-Punkte-Führung zu besorgen, 40:33 – Auszeit RASTA. Seit Wiederaufnahme hatten die Vechtaer nur zwei von zehn Würfen getroffen, Sergi Garcia aber alleine neun Punkte erzielt. Der Spanier war es dann auch, der den Ball für sich beanspruchte und mit Ablauf der Shotclock auf 37:43 stellte (18.). Den Ton aber gaben nun eindeutig die Basketball Löwen Braunschweig an und konnten durch die Punkte sechs bis acht in diesem Viertel von Thomas Klepeisz auf 50:42 davonziehen (20.). Sieben von 13 Threeballs hatten die Gäste zur Halbzeit getroffen, 22:14 Rebounds geholt und schon satte 16 Assists verteilt – die Führung war absolut verdient.

3. Viertel

Top-Start für RASTA Vechta in die 2. Halbzeit! Erst holte Steve Vasturia per Dreier Vechtas Fans wieder ins Spiel (47:52, 21. Minute), dann verwandelte Simpson zwei Freiwürfe zum 51:56 (23.). Doch schien dies nur ein Strohfeuer zu sein. Die Gäste, angefeuert von ihren gut 30 Fans, waren umgehend wieder tonangebend, brauchten keine 90 Sekunden, um auf fast ein Dutzend Zähler wegzuziehen (62:51, 25.). Pedro Calles bat sein Team erneut zur Unterredung an die Bande. Nicht aus dem Rhythmus von dieser Unterbrechung ließen sich die Braunschweiger bringen, erhöhten durch Kostja Mushidi auf 53:69 (26.). Und gerade einmal 106 Sekunden nach seiner letzten Auszeit nahm Calles beim Stand von 55:73 (26.) die nächste. Mit einem Monster-Dunking brachte Marelja die Gäste anschließend erneut aufs Scorebaord (75:55) – RASTA war im 3. Viertel nur der Spielball des Tabellensechsten. Mit 19:36 verloren die Vechtaer diese zehn Minuten, lagen vor dem Schlussabschnitt praktisch aussichtlos mit 25 Punkten hinten (63:88).

4. Viertel

Doch aussichtslos heißt nicht, sich aufzugeben. Und so ließen die RASTAner im 4. Viertel noch einmal ihr ganzes orangenes Herz auf dem Parkett. Philipp Herkenhoff traf in der 35. Minute per Dreier zum 81:96, schon tobte der RASTA Dome – und bebte wenig später nach Ballgewinn des das Publikum aufpeitschenden Max DiLeo sowie anschließendem Threeball von Steve Vasturia zum 86:96. Gut fünf Minuten vor dem Ende war es im RASTA Dome laut wie sonst nur an Silvester am Brandenburger Tor, auf den Sitzen heilt es keinen mehr. 4:51 Minuten vor dem Ende netzte Philipp Herkenhoff dann RASTAs nächsten Dreier ein, 89:97 – Ausnahmezustand von Block A bis Q. RASTAs Fans pfiffen dann sogar noch zwei Freiwürfen von Mushidi aus der Reuse, derweil verkürzte RASTA weiter. 2:38 Minuten waren noch zu spielen, Ish Waintright mit dem 96:97 gegen Eatherton – eine magische Nacht kündigte sich nun an. Dass die Basketball Löwen Braunschweig diesen Anschluss in Person von Lawson mit einem Dreier konterten (100:96, 38.), konnte die Vechtaer nicht mehr aufhalten. Und weil erneut RASTAs Fans bei den nächsten Mushidi-Freiwürfen zur Stelle waren, konnte nur Sekunden später Vasturia für RASTA ausgleichen – 101:101. 33 Sekunden vor dem Ende war es dann Ish Wainright, der erneut für die Vechtaer ein Remis herstellte, im Anschluss verwarf Mushidi Braunschweigs Chance zum 106:103 und foulte dann – bei noch 3.2 Sekunden auf der Uhr – Steve Vasturia. Nervenstark verwandelte der US-Amerikaner den ersten zum 104:103, setzte den zweiten auf Anweisung daneben und Philipp Herkenhoff war zur Stelle, um den alles entscheidenden Rebound einzusammeln. Das Dach des RASTA Domes ward nun nicht mehr gesehen, der Sternenhimmel über der Pariser Straße strahlte adrenalingeschwängerten Spielern, Coaches und Fans das glückseligste Lächeln der Basketballwelt ins Gesicht.

Ausblick

Weiter geht es für RASTA Vechta mit der bisher größtmöglichen Herausforderung in der Basketball Champions League. Am Dienstag (18 Uhr, www.dazn.com) sind die Niedersachsen zu Gast beim BCL-Champion von 2018, AEK Athen. Das griechische Star-Ensemble hat unter anderem den zweimaligen NBA-Champion Mario Chalmers im Kader. Nach der Rückkehr aus dem Süden Europas dürfen die Vechtaer gleich am Freitag wieder reisen, da sie am Samstag (20.30 Uhr, www.magentasport.de) bei den Crailsheim Merlins antreten müssen.

Stimmen zum Spiel
     
Pete Strobl (Braunschweig): "Gratulation an Vechta, die ein wahnsinnig gutes 4. Viertel gespielt haben. Wir alle sind natürlich sehr enttäuscht. Die ganze Woche über hatten wir hart gearbeitet. Heute sind wir dann auch gut gestartet. Und alle waren sehr froh in der Situation, als wir so hoch geführt haben. Aber: Wir haben eben auch neun neue Spieler in der Mannschaft. Wir sind mitten in einem Prozess, der Jahre, nicht Wochen oder Monate, dauert. Auf jeden Fall tut es wahnsinnig weh, so ein Spiel zu verlieren. Wir wollten hier heute gewinnen und müssen jetzt aus der Niederlage lernen - vor allem, wie es ist, mit so einem Vorsprung zu spielen. Wir waren als Mannschaft nicht bereit, um den Deckel endgültig draufzumachen. Auch haben wir uns in dem ein oder anderen Moment zu früh gefeiert. Noch einmal Gratulation an die Vechtaer, die die ganze Zeit gekämpft haben und am Ende verdient gewonnen haben. Ich schätze die Arbeit von RASTA sehr, wie sie verteidigen, wie sie kämpfen. Natürlich hoffe ich auf, dass wir in die Playoffs kommen und eines Tages international spielen. Aber so etwa erreichen wir natürlich nicht, wenn wir so spielen wie heute im 4. Viertel."

Pedro Calles (Vechta): "Ich denke, wir alle sind uns darin einig, dass im RASTA Dome gerade Geschichte geschrieben wurde. Unsere Fans haben das heute möglich gemacht. Hätten wir einen solchen Rückstand auswärts aufholen müssen, wäre uns das wohl kaum noch gelungen. Der Support unserer Fans war heute auch in den nicht guten Phasen überragend, ihnen gehört heute mein größter Respekt! Mit ihrem Glauben und ihrem Vertrauen hat die Mannschaft noch einen Weg gefunden, dieses Spiel zu drehen und ich wünsche jedem, diesen Abend zu genießen, denn er wird noch lange in den Köpfen der Menschen sein. Und ich darf heute noch einmal mein Credo hervorholen: Charakter ist wichtiger als Talent. Jeder mag das noch nicht verstanden haben. Aber solange ich hier der Coach bin, werde ich mit meinem Staff immer kämpfen und einen Weg suchen, wie wir mithalten können. Dafür brauchen wir echte Kämpfer. Aber ich muss jetzt auch sagen, dass nicht alle in dieser Mannschaft solche Kämpfer sind. Das gute ist, dass diese Spieler sich an anderen im Team orientieren können - sie sollten ihnen folgen. Denn wenn dem nicht so ist, ist das hier keine gute Beziehung zwischen ihnen und dem Klub."

easyCredit Basketball Bundesliga – 8. Spieltag – Samstag, 16. November 2019 – 20.30 Uhr

RASTA Vechta – Basketball Löwen Braunschweig 106:103 (24:24 / 20:28 / 19:36 / 43:15)

Zuschauer: 3.140 (ausverkauft)

Statistik: tinyurl.com/qnc3f25   


Vechta: Max DiLeo, Michael Kessens, Josh Young, Sergi Garcia, Tim Insinger, Luc van Slooten, Philipp Herkenhoff, Trevis Simpson, Kamari Murphy, Ish Wainright, Jarelle Reischel und Steve Vasturia.

Braunschweig: Garai Zeeb, Trevor Releford, Joseph Lawson III, Karim Jallow, Scott Eatherton, Lukas Wank, Henry Pwono, Thomas Klepeisz, Kostja Mushidi, Jannik Göttsche, Aleksandar Marelja und Lars Lagerpusch.

Nächstes RASTA-Spiel: Am Dienstag, 19. November, um 18 Uhr bei AEK Athen (Basketball Champions League, 6. Spieltag – live auf www.dazn.com)

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