Stefan Niemeyer: „Trainer-Entscheidung fällt nach Ostern.“

Eine turbulente Saison 2014/2015 liegt hinter RASTA Vechta. Der Klub aus dem Oldenburger Münsterland schließt das Jahr auf Platz zehn ab, verpasste die Playoffs letztlich deutlich. Stefan Niemeyer, RASTAs Geschäftsführer und seit jeher großer Förderer des Klubs, stand nun ausführlich Rede und Antwort.

Stefan, RASTAs Saison hat mit dem 69:72 bei den ETB Wohnbau Baskets Essen ein Ende gefunden. Wie fällt Dein Fazit aus?

„Wir sind mit großen Zielen in diese Saison gestartet. Das Sonderheft der Oldenburgischen Volkszeitung hatte den Titel: ‚Mission Wiederaufstieg’. Aus unserer Sicht war die sofortige Rückkehr in die Beko Basketball Bundesliga zwar kein „Muss“, doch bestimmt ein Wunsch, den wir gehabt haben. Dass jetzt nicht einmal die Qualifikation für die Playoffs erreicht wurde, ist daher schon frustrierend. Und nun sitzt der Stachel natürlich tief, wir sind doch sehr frustriert.“

Nach dem Abstieg aus der Beko Basketball Bundesliga war RASTA also mit großen Ambitionen in sein überhaupt erst zweites Jahr in der 2.Basketball-Bundesliga ProA gegangen. Waren die Erwartungen von Seiten des Klubs und des Umfeldes an den neuen Trainer Stephen Arigbabu und die von ihm zusammengestellte Mannschaft denn zu hoch?

„Im Umfeld des Klubs, und letztendlich auch durch Aussagen einiger Spieler im Team, waren die Ambitionen sehr hoch angesetzt. Ich selbst bin der Meinung, dass es schon sehr schwierig ist, einen möglichen Aufstieg geplant zu erreichen. Mit unseren Voraussetzungen gehört RASTA aber bestimmt zu den Top-Klubs der 2. Basketball-Bundesliga ProA. Wir sollten, bei Verbleib dieser Voraussetzungen, immer das Ziel haben, ganz oben mit zu spielen. Dass es anders kommen kann, zeigt diese Saison. Ich sage dann auch immer: Schaut euch Borussia Dortmund an.“

Was im Speziellen war in dieser Saison denn besonders nervenaufreibend bei RASTA?

„Einige neue Spieler – und dann vor allem die Beurlaubung von Stephen Arigbabu – haben an den Nerven gezerrt. Besonders die Entscheidung über einen Wechsel auf der Trainerposition war für mich nicht leicht. Bestimmt aber ist auch so eine Personalentscheidung eine Erfahrung, die man in diesem Geschäft sammeln muss. So etwas passiert bestimmt in den meisten Klubs früher oder später.“

Der im Sommer zusammengestellte Kader wurde im Laufe der Saison noch ein paar Mal ergänzt. Gerade von Aufstiegsheld Richie Williams hatten sich die RASTA-Fans viel versprochen. Doch auch er blieb hinter den Erwartungen zurück. Glaubst Du, dass er sich zu viel Druck gemacht hat?

„Eine Veränderung im Team folgt meist auf nicht erfüllte Erwartungen mit dem am Anfang zusammengestellten Team. So war es schon in der BBL-Saison und dieses Jahr wieder. Das bringt natürlich auch immer Unruhe ins Team und im Umfeld. Bei uns haben diese Nachverpflichtungen leider nicht umfassend zum Erfolg geführt. Derek Wright war bestimmt eine gute Verpflichtung. Richie konnte die Erwartungen hingegen überhaupt nicht erfüllen. Der Richie, der zurückkam, war überhaupt nicht mehr zu vergleichen mit dem, den wir kannten. Ich glaube, dass er den Sprung ins Team der FRAPORT SKYLINERS nicht geschafft hat, ist bestimmt ein großes Problem für ihn. Dass er mit Druck umgehen kann, hat er eigentlich in den beiden Spielzeiten vorher bei uns gezeigt.“

Die Rückholaktion von Pat Elzie als Trainer hat nicht die gewünschte Wende herbeigeführt, die Playoffs wurden verpasst. Wie viele schlaflose Nächte hat Dir das bereitet?

„Bevor wir Pat als Trainer installiert hatten, mussten wir befürchten, dass RASTA in den Abstiegsstrudel hinein gerät – schließlich verlieren wir nach Weihnachten wichtige Spiele, dabei unter anderem wieder gegen Cuxhaven. Um in dieser schwierigen Phase einen neuen Akzent zu setzen, haben wir Pat geholt. Es wurden Spiele gewonnen, aber leider auch Spiele mit einer katastrophalen Leistung verloren. Die Mannschaft hatte zwei Gesichter, was für mich völlig unverständlich war. In dieser schwierigen Zeit hatte ich viele unruhige Nächte und es ging bei mir schon an die Substanz. Ich glaube, in Zukunft werde ich mir so etwas nicht mehr so lange ansehen und eher Konsequenzen ziehen. Aber wer weiß schon, was kommt.“

Vor der Saison hatte es ja einen großen Umbruch gegeben – Trainer und Team wurden quasi komplett ausgetauscht. Wie steht es denn um die Planungen für 2015/2016, wen werden die Fans wiedersehen? Und: Wer übernimmt das Amt des Trainers?

„Dass es nicht so weiter gehen kann, wie bisher, steht außer Frage. Das muss aber nicht gleich heißen, dass wir den Trainer austauschen. RASTA hat schon gute, professionelle Strukturen im Vergleich zu vielen anderen Teams im deutschen Basketball. Häufig wird im Umfeld der Ruf nach einem Sportdirektor laut. Dass so jemand aber auch eine Menge Geld kostet, wird dabei häufig übersehen. Deshalb haben auch nur die absoluten Spitzenvereine solch eine Position besetzt. Was aber bestimmt verbessert werden muss, ist das Recruiting der Spieler und der Weg, wie die Entscheidung fällt, wer letztendlich für RASTA spielt. Hier arbeiten wir derzeit in vielen Diskussionen und auch mit Hilfe von außen dran. Wer dann letztendlich unser Trainer sein wird, werden wir nach Ostern entscheiden. Wir lassen uns hier aber nicht von außen antreiben. Welches Team wir 2015/2016 haben, ist dann der nächste Schritt.“

Der RASTA Dome war in allen 15 Heimspielen ausverkauft. Auch bei diversen Auswärtsspielen haben wir die „Alarmstufe Orange“ ausgerufen, gestern waren mehr als 120 Fans in Essen. Glaubst Du, dass die Menschen in Vechta RASTA auch nach zwei sportlich mageren Jahren unterstützen werden?

„Ich bin fest davon überzeugt, dass wir auch in der kommenden Saison ausverkauft sein werden. Ich glaube auch, dass wir kaum Dauerkarten zurückbekommen. Natürlich aber benötigen wir wieder sportlichen Erfolg, um den RASTA Dome dauerhaft auszuverkaufen. Es muss ja nicht zwingend ein Aufstieg sein, aber man sollte schon erfolgreicher sein, als in dieser Saison. Die Stimmung im RASTA Dome bei spannenden Spielen ist schon fantastisch, wie man gegen die Hamburg Towers und die GIESSEN 46ers erleben konnte. Ich war beim Spiel gegen Gießen leider nicht vor Ort, aber die Fotos im Internet am nächsten Morgen, die ich gesehen haben, rührten mich sehr. Man sah nur glückliche Menschen, die einen Abend mit viel Freude erlebt hatten. Das ist unser Sport und es macht ihn so reizvoll. Dann noch ein paar Getränke mit Freunden trinken, was will man mehr?!“

Du wirst Dich über Ostern erst einmal in den Urlaub verabschieden, bis zum Start der Saison 2015/2016 Ende September ist es noch lange hin. Nutzt Du jetzt die Zeit, um abzuschalten oder kribbelt es schon jetzt wieder?

"Abschalten geht leider nicht. Nach der Saison ist vor der Saison. Entscheidungen bezüglich Team, Trainer etc. stehen an. Auch die Sponsorenakquise muss unterstützt werden. Entscheidungen sind also fortlaufend zu treffen. Dies bin ich in meinem Leben aber gewohnt und mache es gerne. Von RASTA abschalten kann ich daher eigentlich am besten im Sommer, wenn das Team steht, die Eintrittskarten verkauft sind und die Mannschaft sich auf die Saison vorbereitet. Erst dann kehrt etwas Ruhe ein. Aber ich kann es dann ehrlicherweise auch kaum erwarten, dass die neue Saison dann endlich los geht. RASTA und meine Arbeit für MIAVIT sind ein wichtiger Teil meines Lebens und ich freue mich, dass der wichtigste Teil meines Lebens, meine Familie, sich ebenso dafür begeistern kann.“

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