Talent und Ehrgeiz: Marvin Boadu will hoch hinaus

(Oldenburgische Volkszeitung - von Carsten Boning) - Als Marvin Boadu den Raum betritt, fällt sofort die Frisur auf. Sie passt zum Klub. Boadu trägt Rasta-Locken. Der Kurzhaarschnitt der Vorsaison gehört der Vergangenheit an. Boadu mag Veränderungen. Und sie betreffen nicht nur das Aussehen.

 

Auch auf dem Basketball-Feld steckt der Aufbauspieler von Rasta Vechta mittendrin im Wandel - vom Talent mit Höhen und Tiefen zum verlässlichen Führungsspieler. "Diese Saison ist sehr wichtig für mich", sagt Boadu, der am morgigen Samstag (16. Oktober, 20.00 Uhr) mit seinen Teamkollegen im zweiten Heimspiel in der 2. Bundesliga ProB Nord auf seinen Ex-Klub SC Rist Wedel trifft.

Rastas Coach Patrick Elzie hat Boadu vor der Saison zum neuen Kapitän ernannt. "Er soll mehr Verantwortung übernehmen und auch aus sich heraus kommen", sagt Elzie. Er weiß nur allzu gut, dass der 21-Jährige verschlossen ist. Auf den ersten Blick ist Boadu zwar der coole Hip-Hopper, dessen XXL-Kopfhörer genauso auffällig sind wie die Rasta-Locken. Doch in Wirklichkeit ist er introvertiert. Große Worte sind nicht sein Ding. "Ich bin eher zurückhaltend", sagt Boadu. Eine Zurückhaltung, die er bei Spielen ablegt. Gegen Schwelm machte er 22 Punkte, zuletzt beim Sieg in Wolfenbüttel glänzte er mit neun Assists. "Die Rolle als Kapitän tut mir gut. Ich war erst überrascht, als Pat mir gesagt hat, dass ich Kapitän sein soll. Aber ich hab´ sofort ´Ja´ gesagt", erzählt Boadu. Elzie hält viel vom 1,93 m großen Shooting Guard. "Er ist unser talentiertester Spieler", sagt der Trainer. Früher oder später werde Boadu in der 1. Bundesliga landen. Die Artland Dragons haben Boadu längst auf dem Zettel, am Mittwoch trainierte er in Quakenbrück mit. Dragons-Coach Stefan Koch wollte ihn kennenlernen. Fakt ist aber auch: Boadu hat im vergangenen Sommer einen Zwei-Jahres-Vertrag bei Rasta unterschrieben.

Für die kommenden Aufgaben fühlt sich Boadu bestens gerüstet. "Ich hab im Sommer hart gearbeitet", sagt er. Dazu passt eine Anekdote, die aus dem Juli datiert. Elzie und Boadu waren zum Einzeltraining verabredet. Elzie war pünktlich und fragte den Hausmeister der Halle West, ob Boadu schon da sei. Dessen Antwort: "Der ist seit drei Stunden hier und trainiert wie verrückt."

Basketball ist alles für Boadu. Seit er elf ist, hat er den Korb im Visier. Fußball verlor seinen Reiz, und American Football gab´s in seiner Heimatstadt Hamburg nicht. Football? Zwischen 1992 und Silvester 1999 lebten die Boadus in den USA, in Richmond/Virginia. Marvin Boadus Vater ist Amerikaner mit ghanaischen Wurzeln. Nach der Rückkehr nach Deutschland spielte Marvin Boadu Basketball bei BCJ Hamburg, er wurde Jugend-Nationalspieler und glänzte beim Finale des "Dirk-Nowitzki-Camps" in Würzburg. Er ging erneut nach Amerika. Von Anfang 2005 bis Ende 2008 besuchte Boadu die John F. Kennedy High School im kalifornischen Richmond, für die er auch spielte. Über die Stationen Bramfeld und Rist Wedel (Rückserie 08/09; Meister in der 1. Regionalliga vor Rasta) landete er im Sommer 2009 in Vechta.


Im Dehlenkamp hat er eine Wohnung. Von dort aus hält er Kontakt zu seinen 18 Jahre alten Zwillingsschwestern Vanessa und Sorina sowie zu seinem Bruder Aaron (24), der Football spielt und am vergangenen Samstag mit den Kiel Baltic Hurricanes die 32. German Bowl gewonnen hat. Videospiele dürfen im Hause Boadu natürlich auch nicht fehlen. Sein Lieblingsgegner via Internet: Rastas Ex-Center Darryl Dora, ebenfalls ein großer Freund des Hip-Hops. Boadu und Dora sprechen mehrfach in der Woche miteinander. Boadu verrät: "Darryl hat einen neuen Verein in Tunesien."

Bleibt noch eine Frage offen: Wieviele Tattoos hat Boadu? "Ich hab aufgehört zu zählen", sagt er. Es sollen zwischen 30 und 40 sein, der Oberkörper und beide Arme sind komplett tätowiert. Sein erstes Tattoo war ein Kreuz auf der Brust, ein  Geschenk der Mutter zum 17. Geburtstag. Der Anfang war gemacht, der Anfang für viele Veränderungen.

 

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