
RASTAs KAPITÄN : „WIR SOLLTEN DEMÜTIG BLEIBEN!“

Alle Fotos: Christian Becker
(14.5.2025) In seinem vierten Jahr bei RASTA Vechta war Joschka Ferner erneut die Zuverlässigkeit in Person. Der 29-Jährige stand in 36 Pflichtspielen auf dem Parkett und traf 53 Dreier. Seitdem RASTAs Kapitän 2021 in die Universitätsstadt gekommen ist, absolvierte er 146 Pflichtspiele, machte 1.124 Punkte und versenkte ganz starke 41% seiner Threeballs (283/699). Hier schaut er auf die abgelaufene Saison und den nahenden Sommer.
RASTA Vechta: Joschka, unsere Saison hat leider ein etwas abruptes Ende genommen. Wir hatten ja alle gehofft, noch in die Play-Ins zu kommen. Wie geht es Dir jetzt, mit etwas Abstand zum Spiel in Bamberg?
Joschka Ferner: „Kurz nach dem Ende des Spiels tat es schon sehr weh. Wir hatten uns das ganz anders gewünscht und vorgestellt. Langsam überwiegt aber doch der Blick auf eine Bilanz von 16 Siegen. Das ist für einen Klub wie den unseren absolut solide. Wir hatten zwar das Potential weiter zu kommen. Aber auch aufgrund von Verletzungsproblemen hat es dazu nicht gereicht. So fehlte uns in den letzten Wochen der Rhythmus. Man muss leider sagen: So ist der Sport.“
RV: Wie muss man sich denn die lange Rückfahrt aus Bamberg im Bus vorstellen? Die Enttäuschung dürfte da ja noch überwogen haben. Oder ist dann einfach viel innerer Stress abgefallen?
JF: „Wir hatten jedenfalls volle Taschen im Kofferraum, weil wir ja geplant hatten, direkt nach dem Spiel die Play-Ins anzugehen. Es war dann eine eher ruhige Fahrt. Jeder hat für sich reflektiert, was diese Saison und in diesem Spiel alles passiert ist. Auf der Fahrt ist also nichts großartiges passiert.“
RV: Welche Phase der Saison war aus Deiner Sicht die, in der es am besten gelaufen ist? Und was war der Grund dafür, dass wir diese 16 Siege holen konnten?
JF: „Die beste Phase hatten wir direkt nach der zweiten Länderspielpause. Anfang März haben wir innerhalb von zehn Tagen Göttingen, dann Bonn und noch einmal Göttingen geschlagen. Kurz davor hatten wir ja auch noch Zuhause München besiegt. Da waren wir Vierter und ich dachte, dass wir uns vielleicht wirklich im oberen Tabellendrittel festsetzen können. Dann kam aber Ulm, die sehr, sehr gut drauf waren und uns im RASTA Dome geschlagen haben. Da fing es schon an, dass immer ein, zwei wichtige Spieler gefehlt haben. Da haben wir es dann leider nicht geschafft, die Niederlagenserie frühzeitig zu beenden.“
RV: Jetzt beginnen die easyCredit BBL-Play-Offs, in der BARMER 2. Basketball Bundesliga ProA laufen sie sogar schon - mit vielen echt brisanten Duellen. Guckst Du Dir das alles an?
JF: „Nicht alles. Ich versuche, das ein oder andere Spiel live in der Halle zu sehen. Vielleicht fahre ich nach Jena, um Robin Lodders zu sehen oder schaue ein Spiel von Braunschweig mit Chip Flanigan in Würzburg. Ein Heimspiel von Ulm wäre auch eine Möglichkeit. Das ist ja alles nicht weit entfernt von meiner Heimat. Aber meine Abende Zuhause werde ich nicht alle vor dem Fernseher verbringen, um Basketball zu schauen.“
RV: Hast Du Deinen Sommer schon verplant?
JF: „Heute treffen wir uns als Mannschaft noch einmal zum gemeinsamen Abendessen. Gestern hatte jeder von uns das Abschlussgespräch mit Sportdirektor und Head Coach. Unsere Nordamerikaner fliegen dann alle am Donnerstag nach Hause und auch wir Deutschen machen uns auf den Weg nach Hause. Ich will dann erst einmal etwas abschalten, Urlaub machen. Die Pause ist für alle, auch für mich, wichtig, um erst einmal Abstand zu gewinnen. Es geht dann im Juni aber auch schon schnell wieder darum, fit zu bleiben. Und Anfang August geht es ja hier auch schon wieder weiter. Wenn der Urlaub durch ist, kann ich mich schon schnell wieder auf die neue Saison freuen und wieder zu 100% ‚ready‘ sein.“
RV: Gestern mussten wir leider den Wechsel von Joel Aminu zu den Telekom Baskets Bonn vermelden.
JF: „Das ist natürlich bitter. Wir haben uns sehr gut verstanden. Ich glaube, er hat hier einen großen Teil des Erfolgs der letzten Jahre ausgemacht. Er hat sich seine neue Herausforderung absolut verdient. Aber für RASTA Vechta ist das natürlich sehr schade.“
RV: Wie schaust du auf die vor uns liegende Saison 2025-26?
JF: „Wir sollten sie so angehen, wie auch die letzten. Unser Jahr war, wie gesagt, solide. Man spricht im zweiten Jahr nach einem Aufstieg nicht umsonst von einem ‚verflixten‘ Jahr. In den letzten Jahren haben damit einige Klubs deutlich größere Probleme gehabt als wir in dieser Saison - siehe Rostock oder Heidelberg. Wir sollten uns unseren Demut bewahren, den Klassenerhalt anstreben und diesen dann hoffentlich frühzeitig erreichen. Ist das geschafft, kann man weiterschauen. Mit dieser Herangehensweise sind wir gut gefahren und können es schaffen, uns in der Liga zu etablieren.“
RV: Joschka, herzlichen Dank für Deine Zeit und Dir eine schöne Off-Season!
Joschka Ferner im Kurzportrait
Geburtstag: 5. Januar 1996
Nation: Deutschland
Größe: 2.03 Meter
Gewicht: 92 Kilogramm
Position: Forward
BBL-Spiele: 183
Europapokalspiele: 41
BBL-Pokalspiele: 6
ProA-Spiele: 133
ProB-Spiele: 60
easyCredit BBL-Stats 2024/25: 30 Spiele | 18:50 Min.| 6.0 Pkt.| 38% 3er | 1.9 Reb. | 0.3 Ass.
Stationen: RASTA Vechta (seit 2021), Science City Jena (2019 bis 2021), HAKRO Merlins Crailsheim (2018/19), ratiopharm ulm (2013 bis 2018), Giants Nördlingen (2011 bis 2013).
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