Zur Person unseres neuen Coaches Patrick Elzie

Eine ausführliche Vita des neuen RASTA-Trainers findet der interessierte Leser in der heutigen Ausgabe unserer Zeitung. Ein OV-Redakteur interviewte den renomierten Coach in seiner momentanen Unterkunft. Auch wenn ein bewegtes Leben skizziert wird, geht aus dem Gespräch schnell hervor: "Der Trainer ist der Star?" - mit Pat kommt das nicht in Frage!

Von New York über Gießen und Syrien nach Vechta
Vorgänger und Nachfolger: Malte Scheper (links) hat sein Traineramt bei Rasta Vechta zur Verfügung gestellt, neuer Coach des ProB-Ligisten ist Patrick „Pat“ Elzie (rechts).	Foto: privat
Vorgänger und Nachfolger: Malte Scheper (links) hat sein Traineramt bei Rasta Vechta zur Verfügung gestellt, neuer Coach des ProB-Ligisten ist Patrick „Pat“ Elzie (rechts). Foto: privat


Vechta - Es ist 9.45 Uhr und frostig-kalt in Vechta. Patrick Elzie bevorzugt trotzdem das sportliche Kurzarm-Shirt, denn es ist schön warm im Frühstücksraum des Hotels "Villa Linda" an der Bremer Straße. Auf dem Fernseher laufen die CNN-News, auch der Laptop ist in Betrieb. Patrick Elzie ist gut informiert und bestens gelaunt. Seit Montagabend ist der Amerikaner neuer Trainer der Basketballer von Rasta Vechta in der 2. Bundesliga ProB. Bei Rührei und O-Saft, bei Brötchen mit Erdbeer-Marmelade, bei Forelle und Camenbert spricht der 49-Jährige über sein bewegtes Leben - die Zeit bei der US-Navy, die Wall Street in New York, seine Angst im Porsche, nackte Schönheiten in Tunesien und Bombenalarm in Syrien.
Patrick Elzie, der gläubige Familienmensch: Der 2,04-m-Hüne hat drei Kinder. Und als er von Malcolm, seinem Sohn aus erster Ehe spricht, wird er für einen kurzen Moment melancholisch: "Er wird heute 18. Schade, dass ich an seinem Geburtstag nicht bei ihm sein kann." Malcolm lebt in der Nähe von St. Louis, der Heimat seines Vaters. Für Patrick Elzie ist Hamburg zu einer zweiten Heimat geworden, dort leben auch Tochter Eveline (7) und Sohn Jonathan (4). Natürlich hat er Fotos dabei. Und seine Bibel, ein Geschenk der Mutter. "Sie ist sehr religiös. Ich lese gerne in der Bibel. Das gibt mir Kraft."
Ein kluger Kopf zwischen Navy, NBA-Traum und der Wall Street in New York: Als Klassensprecher auf der High-School bekam der junge Patrick Elzie ("Ich hatte sehr gute Noten") die Chance, auf die "United States Naval Academy" zu gehen. Eine große Ehre, denn die Navy-Einrichtung gilt als eine der renommiertesten Hochschulen des Landes. "Da wurde ich richtig fit gemacht", erzählt Elzie. Im Basketball lief es immer besser für ihn, als Center war er eine Stütze des Academy-Teams. Nach einem Jahr ging er auf das "Holy Cross College" in Worcester/Massachusetts. Elzie studierte vier Jahre lang Wirtschaftswissenschaften, Abschluss inklusive. Als College-Basketballer reifte der Traum von der NBA, der aber im "Summer Camp" der New York Knicks platzte. Es folgte ein Angebot, als Broker an die Wall Street zu gehen - aber er landete in der Bundesliga.
Der Vollgas-Start in Deutschland: 1984 wechselte Elzie zum MTV Gießen, für den er in seiner Debüt-Saison 16,48 Punkte im Schnitt machte und Topscorer war. "Ich wollte erst nicht nach Gießen. Ich wollte den Job an der Wall Street, aber mein bester Freund hat mich überredet", sagt Elzie. Er erinnert sich: "Ich hatte ein One-Way-Ticket New York - Luxemburg. Danach weiter mit dem Bus nach Frankfurt, dort hat mich Gießens Präsident im Porsche abgeholt. Wir sind mit 220 km/h über die Autobahn. Ich hatte total Schiss. 220 km/h, das kannte ich nicht." In Gießen spielte er zusammen mit den späteren Europameistern Michael Koch und Henning Harnisch. "Wir sind Freunde geworden", sagt Elzie, der bei der Hochzeit von Koch (heute Trainer bei Vizemeister Bonn) Trauzeuge war.
2009 immer noch in Deutschland: "Dass es 25 Jahre werden, hätte ich am Anfang nie gedacht", gibt Elzie zu. Er hat sich hierzulande einen Namen gemacht. Als Spieler und Sympathieträger in Gießen, Lich, Bramsche, Braunschweig und Hamburg. Und natürlich als langjähriger, erfolgreicher Erst- und Zweitliga-Coach in Paderborn, Langen, Hamburg, Tübingen, Karlsruhe, Kirchheim und Bremerhaven. Aber es gab auch schwere Zeiten: Binnen sieben Jahren gingen drei Clubs, für die er gearbeitet hatte, pleite. Auch Elzie ging es finanziell nicht gut. "Mir klebte in dieser Zeit das Pech an den Fingern", erzählt er. Knapp sieben Jahre ist das her.
Das Abenteuer in Syrien: 2003 war er für ein halbes Jahr Nationaltrainer in der arabischen Republik. "Eine spannende Zeit", sagt Elzie. Platz neun bei der Asien-Meisterschaft reichte nicht für Olympia, und nebenan im Irak tobte der Krieg. Morgendlicher Bombenalarm in Damaskus inklusive. "Ich wollte da weg", sagt er. Unvergessen ist ein Trainingslager der Syrer in Tunesien. Elzie: "Da liefen nur nackte russische Frauen am Strand rum. Meine Spieler waren überhaupt nicht auf Basketball fokussiert. Sie wollten nur an den Strand."
Und jetzt Rasta Vechta: Sein Vertrag gilt bis Ende der Saison, "dann sehen wir weiter". Elzie hat den Wunsch nach Langfristigkeit: "Ich hab´ schon ein bisschen Angst, dass ich nur noch als Feuerwehrmann gesehen werde. Ich bin ein guter Trainer, das will ich zeigen." Immerhin: Bei Rasta muss er kein Feuer löschen, der Aufsteiger steht nach dem 87:80-Coup in Breitengüßbach (Elzie: "Eine großartige Leistung") glänzend da und geht selbstbewusst ins Heimspiel am morgigen Samstag gegen die Herzöge Wolfenbüttel (20.00 Uhr). Elzie freut sich riesig auf das Debüt. Anzug, Hemd und Krawatte, sein bevorzugtes Outfit bei Spielen, bleiben im Koffer. Er will Jeans und sein neues Rasta-Shirt tragen.

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