STEFAN NIEMEYER: „ES GEHT UM DAS KLEINERE ÜBEL!“

Als ein „Spiel der Läufe“ wird Basketball gerne beschrieben, 40 Minuten mit Höhen und Tiefen. Die Corona-Krise hat RASTA Vechta abseits des Spielfeldes in eine solche Achterbahnfahrt getrieben, inklusive wechselnder Positionen in Bezug auf die Zukunft RASTAs in der easyCredit Basketball Bundesliga. Oberstes Gebot von Klubchef und Hauptsponsor Stefan Niemeyer ist dabei wie in der Vergangenheit immer das Wohl des Klubs mit seinen Fans, Freunden und Förderern.

Frage: Stefan, hat das hin-und-her der letzten Wochen mit der Entscheidung vom Montag, die Saison mit zehn Teams fortzusetzen, ein Ende?

Antwort: „Das hoffe ich sehr! Es wurde nun ein Kompromiss gefunden, der uns in einigen Monaten hoffentlich sagen lassen kann, dass alle 17 Klubs richtig gehandelt und so das Überleben ganz vieler im Profi-Basketball sichern konnte. Dabei geht es für uns bei RASTA darum kurz-, mittel- und langfristig gedacht das durch diese über uns alle völlig unvorhersehbar eingebrochene Krise finanzielle Übel so klein wie möglich zu halten.“

Frage: Vor der Sitzung am Montag hattest Du ja geäußert, dass RASTA nicht für eine Fortsetzung der Saison stimmen würde. Was hat zur Änderung Deiner Meinung geführt?

Antwort: „Im Vorfeld einer jeder der bisher drei Tagungen gab es einen stetigen Informationsaustausch zwischen den Klubs. Und natürlich werden wir von Seiten der easyCredit BBL über deren Gespräche mit den Liga-Sponsoren unterrichtet. Wir für uns waren in den letzten Wochen zweimal an dem Punkt, dass wir uns eine Fortsetzung nicht vorstellen konnten, weil es für uns finanziell nicht darstellbar gewesen wäre. Und das, obwohl wir von unseren Fans und Sponsoren durch deren Verzicht auf Rückerstattungen bereits außerordentlich stark unterstützt werden! Aber: Auch die Sponsoren der easyCredit Basketball Bundesliga müssen von uns Klubs bedient werden – da geht es um richtig viel Geld, um es mal ganz deutlich zu sagen! Durch die neuen Informationen bezüglich der Höhe möglicher Rückforderungen und weiterer Konsequenzen mussten wir unsere zuvor geäußerte Absicht also noch einmal überdenken.“

Frage: RASTA nimmt also nicht an dem Turnier der zehn Mannschaften teil, weil man gerne sehen möchte, wie sich das Team mit den anderen Top-Klubs schlägt?

Antwort: „In der aktuellen Wirtschaftskrise kann das doch überhaupt nicht unser Anspruch sein! Und auch sonst sollten wir in Vechta angesichts von jetzt gerade noch nicht einmal vier Jahren easyCredit BBL-Erfahrung schön die Füße still halten bezüglich solcher Messlatten. Unsere Entscheidung für dieses Format war notwendig geworden, um die Chance größer werden zu lassen, unseren Klub vor zu erwartenden sehr, sehr hohen Regressforderungen zu schützen. Am Ende soll uns die Entscheidung für dieses Format günstiger kommen lassen als wenn es einen Abbruch der Saison gegeben hätte.“

Frage: Sieben Teams haben sich dennoch gegen die Teilnahme an einem Turnierformat im Juni entschieden. Was hat RASTA denn dann noch davon, weiterzuspielen?

Antwort: „Hätte es nicht die notwendige Anzahl an Teams für ein Turnier gegeben, würden jetzt alle in der Sommerpause sein und auf die Rückforderungen warten können! Wir haben in der Unterbrechung der Sitzung erneut auf unsere Zahlen geschaut, haben abgewogen, was uns letztlich wohl teurer zu stehen kommt und auch, was uns das in den letzten Wochen so oft zitierte Wort ‚Solidarität’ wert ist. Denn die ist im Hinblick auf die kommenden Monate und Jahre auch innerhalb der easyCredit BBL von großer Bedeutung.“

Frage: Nicht alle der Vechtaer Spielerverträge laufen bis Ende Juni, einige enden früher. Kommen somit auf RASTA aufgrund der Teilnahme nicht zusätzliche Kosten zu, weil man Spieler wieder unter Vertrag nehmen muss?

Antwort: „Noch einmal: Hätte es keine zehn Teams gegeben, die dieses Turnier spielen wollen, dann flögen allen Klubs Rechnungen um die Ohren, bei denen dem ein oder anderen Hören und Sehen vergeht. Außerdem drohen Konsequenzen in Form von Sonderkündigungsrechten und ähnliches. Dieses Risiko ist also wesentlich größer als der Umstand, dass man sich noch mit dem ein oder anderen Spieler auf neue Konditionen einigen muss.

Frage: Und wie wurde im Umfeld RASTAs die aktuelle Situation aufgenommen?

Antwort: „Ich habe natürlich die Stimmen einiger Fans wahrgenommen, die Angst haben, dass ihr Verzicht auf Rückerstattung jetzt dazu führt, dass wir dieses Geld dazu verwenden, um uns bei diesem Turnier zu messen. Aber durch die von allen Spielern und ja auch Trainern und weiteren Mitarbeitern getroffenen Vereinbarungen zur Kurzarbeit ist eine Teilnahme am der Rest der Saison quasi ein Nullsummenspiel. Wir schmeißen das durch die Verzichtserklärungen einbehaltene Geld ganz sicher nicht zum Fenster raus sondern drehen weiter jeden Euro zweimal um - damit RASTA über das Jahr 2020 hinaus besteht!"

Frage: Wie haben denn unsere Spieler auf die Entscheidung reagiert?

Antwort: „Jeder von ihnen hat sein Hobby zum Beruf gemacht und will nichts lieber als so schnell wie möglich wieder auf dem Platz stehen. Ob das aber für jeden von ihnen jetzt schon in Frage kommt, muss in persönlichen Gesprächen geklärt werden. Am Dienstagabend hat unser Coach das Team online zu einer Videokonferenz zusammen geholt und über die aktuelle Situation informiert. Und natürlich haben die Spieler noch viele Fragen dazu, wie das Turnier und die Zeit davor ablaufen soll. Da erwarten auch wir als Klub noch mehr Informationen von Seiten der easyCredit BBL, um belastbare Informationen mit den Spielern austauschen zu können.“

Frage: Die Aktion #wirsindrasta, mit der der Klub bei Fans und Sponsoren um finanzielle Unterstützung wirbt, läuft seit einigen Wochen. Wie ist die Resonanz Stand heute?

Antwort: „Die ist von allen Seiten sehr, sehr positiv – wofür wir unendlich dankbar sind. Auch das muss man ja ganz klar beziffern: Würde jeder auf sein Recht auf Rückerstattung bestehen, gäbe es RASTA jetzt schon nicht mehr! Wegen dieser Unterstützung und der hoffentlich auch weiter eingehenden Verzichtserklärungen dürfen wir gemeinsam darauf hoffen, dass wir erst einmal über den Sommer kommen. Über den ganzen Berg sind wir aber noch lange nicht.“

Frage: Was bedeutet diese Entwicklung denn für eine neue Saison?

Antwort: „Fakt ist, dass Profi-Sport nicht über einen längeren Zeitraum ohne Zuschauer vor Ort ausgetragen werden kann. Ich denke, dass zurzeit niemand auch nur ansatzweise verlässlich sagen kann, wann wieder ein Regelbetrieb möglich sein wird. Mit dieser Aussicht werden uns die zu sammelnden Erfahrungen der nächsten Wochen sicherlich helfen."

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