92:77-Sieg im 2. Finale: RASTA verpasst Wunder nur knapp

RASTA Vechta hat das Final-Rückspiel in der 2. Basketball-Bundesliga ProA gegen Science City Jena mit 92:77 (48:29) gewonnen. Die Hypothek aus dem Hinspiel, welches am Donnerstag mit 54:80 verloren gegangen war, erwies sich erst in der Schlussphase als zu hoch. So konnte sich Science City nach einem mitreißenden Spiel schließlich die Krone aufsetzen.

Das „Finale furioso“ im mit 3.140 Zuschauern zum 71. Mal in Serie ausverkauften RASTA Dome wurde von den Vechtaern am Sonntagnachmittag mit einem Meer aus tausenden orangenen Luftballons eröffnet. Realistisch gesehen, hatte RASTA nach der Niederlage im Hinspiel mit 26 Punkten Differenz, keine wirkliche Chance mehr auf die Meisterschat gegen zuletzt so stark aufspielende Jenenser. Doch angefeuert von einem vom Jump weg frenetischen Publikum, sollte RASTA ein großartiges Spiel abliefern. Carlos Medlock eröffnete die Jagd auf Science City Jena mit einem Dreier in der 1. Minute und schon waren die RASTAner auf Betriebstemperatur. Als Jeremy Dunbar nach nicht einmal drei Minute den nächsten Wurf von „downtown“ zum 8:1 für die Hausherren traf, brandete ohrenbetäubender Jubel auf. Jenas Coach Björn Harmsen verzichtete auf eine frühe Auszeit, um RASTAs Sturmlauf zu stoppen, und sollte damit richtig liegen. Seine Mannen zeigten sich nicht so beeindruckt und konterten Vechtas Traumstart mit acht Punkten in Serie. In der 7. Minute lag RASTA mi 8:9 hinten, von einem Wunder konnte man nun eigentlich schon nicht mehr träumen. Doch die Fans im RASTA Dome machten ihrem Team weiter Mut, peitschten es von Angriff zu Angriff – mit Erfolg. Christian Standhardinger bestellte in der 8. Minute das 14:9, brachte seine Mannschaft wieder in die Spur. Mit dem letzten Angriff des 1. Viertels tankte sich dann noch Devin Gibson durch die Jenaer Zone, vollendete per „buzzer beater“ zum 21:15.

RASTA hatte nun Fährte aufgenommen und jagte Science City Jena mit aggressiver Defense und kontrollierter Offense nur so über das Parkett. Lohn für die Mühen: ein begeisternder 9:0-Lauf zum Start in das 2. Viertel. Die Vechtaer führten 30:15 nach gerade einmal 12:45 Minuten. Chase Griffin streute zwei umjubelte Dreier zum 33:17 (14. Minute) und zum 36:19 (16.) ein. Und endgültig kein Halten mehr gab es im RASTA Dome, als Kapitän Derrick Allen Vechta in der 17. Minute mit 43:22 in Führung brachte. Jenas Vorsprung aus dem Hinspiel betrug da gerade noch fünf Punkte. Björn Harmsen bat um eine Auszeit um RASTAs schier unglaubliche Vorstellung zu unterbrechen. Derrick Allen aber gelangen noch vier weitere RASTA-Zähler und Jeremy Dunbar stellte von der Freiwurflinie den 48:29-Halbzeitstand her – das Wunder von Vechta war möglich.

Nach knapp zwei Minuten des dritten Viertels konnte der Jenaer Ermen Reyes-Napoles auf 34:51 aus Sicht der Thüringer verkürzen. Doch dieses Aufbäumen schien die RASTAner nur noch mehr anzustacheln. Erst ließ Chase Griffin den Molten für die nächsten drei Punkte durch die Reuse fliegen, dann legten Christian Standhardinger und wieder Griffin noch vier Punkte nach – 58:34. Wieder beorderte Harmsen das Jenaer Team an die Seitenbank. Doch ob dessen Worte unter dem Jubel der RASTA-Fans überhaupt zu hören waren, sei dahingestellt. Und dann kam die 23. Minute: RASTAs Carlos Medlock klaute den Ball von Triantafyllos Tzakopoulos, passte auf Christian Standhardinger und der vergoldete diesen Ballgewinn zum 60:34 – der virtuelle Ausgleich war geschafft. Bis in die 25. Minute konnte RASTA – nach zwei Freiwürfen von Devin Gibson – den 26-Punkte-Vorsprung halten. Dann musste das von Coach Andreas Wagner glänzend eingestellte und eingeschworene Team für einen Moment zurückstecken. Der Vorsprung schmolz von 64:38 auf 64:47 zusammen (28. Minute). 38 Sekunden vor dem Ende des 3. Viertels kamen die Gäste durch einen Dreier von Tzakopoulos sogar bis auf 15 Punkte an RASTA heran (52:68). Doch damit war noch lange nicht der Schlussstrich unter diesen Spielabschnitt gezogen. Die RASTAner holten sich das Momentum zurück und eroberten durch eine grandiose Leistung einmal mehr die Herzen ihrer Fans. Noch fünfmal punkteten die Gastgeber von der Freiwurflinie, ehe in der Schlusssekunde Devin Gibson Oliver Mackeldanz unter dem Korb fand und der Center zum 75:52 für RASTA traf. Der RASTA Dome war in ein Tollhaus verwandelt worden und die Vechtaer durften vor den letzten zehn Minuten der Saison 2015/2016 von der Sensation träumen.

Auch als Christian Standhardinger in der 34. Minute nach einem Offensivrebound zum 81:59 traf, war RASTA noch in Schlagdistanz, um das Unmögliche doch noch möglich zu machen. Die nächsten Punkte des Vechtaer Top-Scorers zum 86:66 läuteten die letzten drei Minuten im RASTA Dome ein. Das Spiel war nun auf des Messers Schneide. Und einmal mehr bewies Science City Jena seine meisterliche Fähigkeit, in der ganz heißen Phase eines Spiels den längeren Atem zu haben. Immanuel McElroy traf den wohl wichtigsten Jenaer Dreier des Abends zum 69:86 (38. Minute), ehe der vor allem in Halbzeit zwei ganz stark aufspielende Marcos Knight zum 71:86 traf. Da waren nur noch 1:51 Minuten auf der Uhr und RASTA konnte nach der bis dato furiosen Aufholjagd keine allerletzte Wende mehr herbeiführen. Schließlich brachten die von der Freiwurflinie ungemein sicheren McElroy und Knight ihr Team über die Runden, RASTA gewann „nur“ mit 92:77.

Das Wunder von Vechta war trotz einer imponierenden und eines Aufsteigers sehr würdigen Leistung nicht mehr möglich gewesen. Trotz der „gefühlten“ Niederlage gab es für das Team von Andreas Wagner und den Trainer selbst „standing ovations“ und einen umjubelten Abschied aus dem RASTA Dome. Nach der Siegerehrung ging es für die Mannschaft zum Vechtaer Rathaus, wo ihr die dort bereits wartenden, tausenden Fans einen begeisternden Empfang bereiteten. Den Eintrag in das Goldene Buch der Stadt Vechta hatte sich der Vizemeister nach dem „Finale furioso“ auch redlich verdient.

Sonntag, 8. Mai 2016 (15 Uhr) – Finale, Rückspiel:

RASTA Vechta – Science City Jena 92:77 (21:15 / 27:14 / 27:23 / 17:25)

Zuschauer 3.140 (ausverkauft)

Für RASTA: Carlos Medlock (13 Punkte), Chase Griffin (12), Jeremy Dunbar (11), Travis Warech (2), Derrick Allen (10), Donald Lawson, Devin Gibson (14), Christian Standhardinger (21) und Oliver Mackeldanz (9).

Statistik: www.zweite-basketball-bundesliga.de

TV-Highlights: ab Montagabend auf www.youtube.com/RASTAvec

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